Ruhetage

 

Am nächsten Tag fahren wir mit einem vom Herbergs- und Barbesitzer organisierten privaten Taxi wieder zurück zum Fähranleger und erleben das, was mich dazu gebracht hat, überall mit großen, fetten, roten Buchstaben darauf hinzuweisen, dass man sich bitte rechtzeitig um die Fahrtzeiten der Fähre erkundigen muss. Nun sitzen wir nämlich stundenlang mutterseelenalleine an diesem dämlichen Anleger und warten darauf, dass die Ebbe vorbei ist. Hätten wir uns vorher informiert, wären wir sicher nicht zurück, sondern lieber nach vorne nach Baiona oder Vigo gefahren. Blöder Fehler! Aber nun ist das Zimmer in Caminha schon gebucht und wir liegen faul auf den Wartebänken herum. Wir nehmen ja niemandem die Plätze weg, es ist ja keiner da.

 

Zwei deutsche Radfahrer, die wir gestern in der Bar auch kennengelernt haben, schwingen sich nach einem Blick auf den Fahrplan wieder auf ihre Räder und verbringen die Zeit weiter vorne, wo es einen Strand gibt. Wir haben keine Räder und zum Laufen ... Nee, Kinders, das wollt ihr nicht wissen.

 

In Caminha kommen wir gerade rechtzeitig zu einem Folklorefest. Na, das ist doch schön! Also beziehen wir nur schnell unser Zimmer - hier haben die keine Nummern, sondern Namen passend zu den Themen, in denen sie eingerichtet sind, ja Hallo!, wenn schon, denn schon! - und bummeln noch ein bisschen, machen dabei aber um andere Pilger einen großen Bogen, weil wir uns doch ein bisschen unbehaglich fühlen.

 

Den Montag verbringen wir auch noch hier. Eigentlich hatten wir uns das so vorgestellt, dass die Sonne scheint, wir mit dem Bus oder Taxi zum Strand fahren und uns dort ein oder zwei Stündchen in die Sonne legen. Da haben wir aber leider die Rechnung ohne die Wolken gemacht. Also legt Thomas seine wehen Beine waagrecht und ich sitze in der Touristeninformation und versuche dort am PC, meine Aufzeichnungen der letzten Tage ein bisschen in eine Reihenfolge zu bringen.

 

 

Dienstags dackeln wir zum Bahnhof und fahren mit dem Zug nach Valenca. Eigentlich wollten wir nach Santiago und dort auf einen Rückflug für Thomas warten. Aber von dort müsste ich noch weiter wieder zurückfahren und Thomas ... Das ist eine ganz eigene Geschichte: Wenn man Pilger ist, möchte man NICHT mit dem Zug oder Bus in Santiago ankommen. Man möchte hineinlaufen, zur Kathedrale kommen und das Gefühl haben dürfen, dass man es geschafft hat. Man möchte Ankommen - als Pilger ankommen und schon überhaupt, wenn man das genau so und nicht anders geplant hat. Für Thomas ist es schon schlimm genug, dass er überhaupt von Santiago aus nach Hause fliegt (das war aber die baldeste Möglichkeit) und er ist ja wirklich hart im Nehmen, aber dem Desaster jetzt noch ein Sahnemützchen aufzusetzen, nee, das muss er sich nun wirklich nicht geben.

 

Also fahren wir nach Valenca, nehmen uns noch ein Zimmer für eine Nacht, bummeln durch die Stadt und - ohne Rucksack und in Sandalen geht das sogar! - machen auch noch einen Abstecher nach Tui. Aber fragt nicht, wie bescheuert wir uns dabei fühlen! Überall hüpfen aufgeregte Rucksackträger herum ... zu denen wir im Moment leider nicht gehören.

 

Ach, mehr möchte ich über diese Tage auch gar nicht schreiben.