Caldas de Reis - Padrón

 

Heideröslein!, als ich aufwache, ist die Herberge fast leer! Nur Antonio ist noch da (ich denke, der bleibt auch ein paar Tage) und ein paar einzelne Pilger. Ist das denn die Möglichkeit?! Ich muss geschlafen haben wie ein Stein! Nun muss ich mich aber sputen!

 

In O Cruceiro lege ich eine Kaffeepause ein und bin aufrichtig dankbar dafür, dass ich mit der gerade fertig bin, als eine ganze Horde deutscher Pilger in sie einfällt, die mir absolut unangenehm sind. Sie haben alle nur ein Tagesbeutelchen dabei, sehen ein bisschen aus, wie Rimini-Touristen der 1970er Jahre und machen einen solchen Radau, dass ich den Kopf einziehe, damit nur bitte ja niemand auf die Idee kommen könnte, dass ich irgendetwas mit ihnen zu tun habe. Nee, Kinders, das ist wie in einem kitschigen Groschenfilm, der kein Klischee auslässt, das ist grausig!

 

Heute fallen mir besonders die Menschen auf den Feldern und in den Gärten auf. Die gab es auch vorher schon immer wieder, aber heute bin ich ihnen gegenüber irgendwie achtsamer. Da sind ganz viele, wesentlich älter als ich, die sich mit einer Harke durch die Beete arbeiten und trotzdem immer ein freundliches Nicken für mich übrig haben. Einmal begegnet mir ein Herr mit so einem Dreirad-Minitraktor, wie ich ihn aus meiner Kindheit kenne. Mein Babba war ja Hausmeister im Krankenhaus von Seligenstadt und zu der Zeit, als ich noch klein war, war es noch üblich, dass er die Kartoffeln zentnerweiße vom Bauern holte. Dann ist er auch immer mit so einem Ding gefahren und ich durfte neben ihm sitzen und fühlte mich wie eine Königin! Wenn ich jetzt ein solches Gefährt sehe, kriege ich immer das große Krusseln im Bauch.

 

Heute muss ich ab und zu unterwegs wirklich mal laut lachen, weil ich es einfach so schön finde: An einen Stromzugang an einem Haus hat man eine Kalebasse gebunden, jetzt sieht er aus wie ein Pilgerstab. Und ein Betonblumenkübel hat rundherum Jakobsmuscheln. Kinders, das sind Sachen, die finde ich einfach schön, weil sie mir als Pilger immer ein bisschen sagen: Schön, dass du da bist. Das macht so ein schönes Gefühl im Bauch!

In Padrón gibt es mehrere Herbergen. Ich entscheide mich für die Öffentliche, die mir richtig gut gefällt - besonders die Betten, denn die sind nicht solche Klappergestelle wie in den meisten anderen, sondern richtig massiv aus Holz und mit Trennwänden, die den großen Schlafsaal zumindindest optisch ein bisschen unterteilen.

 

Ich bin sehr zeitig dort, schon vor 13.00 Uhr. Aber ich bleibe, denn ich möchte ja noch auf die Anhöhe gleich bei Padrón, wo der Heilige Jakobus seine erste Predigt gehalten haben soll ... wenn er denn tatsächlich zu Lebzeiten in Spanien war, um zu missionieren, was ja nun auch nicht wirklich sicher ist. Aber gut, damit, dass Dinge nicht sicher sind, lernt man ja als Pilger zu leben. Wer weiß, wessen Knochen da tatsächlich in dem Schrein in Santiago liegen. Immerhin gibt es in Jerusalem auch eine Jakobuskirche, die von sich sagt, dass in ihr zumindest sein Kopf ruht. Hm. - Aber brauchen wir diese Sicherheit? Brauchen wir einen Beweis dafür, dass es tatsächlich SEIN Grab ist? - Ich für mich brauche das nicht. Dafür, dass es wirklich einen Gott gibt, gibt es ja auch keinen Beweis, trotzdem glauben die allermeisten Menschen an ihn, auch wenn sie ihm verschiedene Namen geben. Wann und wie genau Jesus geboren wurde und ob er wirklich der Sohn Gottes war, dafür gibt es auch keinen Beweis und das ist mir auch nicht schlimm, denn Weihnachten ist für mich das schönste und liebste Fest überhaupt. Und wenn es nicht die Gebeine des Apostels sind, an deren Sarg ich jedesmal das Fassläuftübersyndrom bekomme, wenn ich in Santiago ankomme - was nimmt es mir? Nimmt es mir mein Erlebnis meines Caminos? Nimmt es mir meine Erfahrungen, die ich unterwegs mit mir und anderen Menschen machen darf? Nimmt es mir diese schon fast unbändige Lust am Pilgern, die mich jedes Jahr wieder losziehen lässt? - Nein.

 

In Padrón gibt es mehrere Herbergen. Ich entscheide mich für die Öffentliche, die mir richtig gut gefällt - besonders die Betten, denn die sind nicht solche Klappergestelle wie in den meisten anderen, sondern richtig massiv aus Holz und mit Trennwänden, die den großen Schlafsaal zumindindest optisch ein bisschen unterteilen.

 

Ich bin sehr zeitig dort, schon vor 13.00 Uhr. Aber ich bleibe, denn ich möchte ja noch auf die Anhöhe gleich bei Padrón, wo der Heilige Jakobus seine erste Predigt gehalten haben soll ... wenn er denn tatsächlich zu Lebzeiten in Spanien war, um zu missionieren, was ja nun auch nicht wirklich sicher ist. Aber gut, damit, dass Dinge nicht sicher sind, lernt man ja als Pilger zu leben. Wer weiß, wessen Knochen da tatsächlich in dem Schrein in Santiago liegen. Immerhin gibt es in Jerusalem auch eine Jakobuskirche, die von sich sagt, dass in ihr zumindest sein Kopf ruht. Hm. - Aber brauchen wir diese Sicherheit? Brauchen wir einen Beweis dafür, dass es tatsächlich SEIN Grab ist? - Ich für mich brauche das nicht. Dafür, dass es wirklich einen Gott gibt, gibt es ja auch keinen Beweis, trotzdem glauben die allermeisten Menschen an ihn, auch wenn sie ihm verschiedene Namen geben. Wann und wie genau Jesus geboren wurde und ob er wirklich der Sohn Gottes war, dafür gibt es auch keinen Beweis und das ist mir auch nicht schlimm, denn Weihnachten ist für mich das schönste und liebste Fest überhaupt. Und wenn es nicht die Gebeine des Apostels sind, an deren Sarg ich jedesmal das Fassläuftübersyndrom bekomme, wenn ich in Santiago ankomme - was nimmt es mir? Nimmt es mir mein Erlebnis meines Caminos? Nimmt es mir meine Erfahrungen, die ich unterwegs mit mir und anderen Menschen machen darf? Nimmt es mir diese schon fast unbändige Lust am Pilgern, die mich jedes Jahr wieder losziehen lässt? - Nein.

 

Uuups, jetzt bin ich aber wirklich tiefsinnig, also mache ich einen ziemlich unsinnigen Umweg, der noch dazu nicht wirklich schön ist, weil ich vor lauter lauter die Treppe nicht finde, die man an einem Stück hinaufsteigen soll. Nun denn, also laufe ich in einem Stück um sie herum, ist jetzt wurscht. Jedenfalls finde ich die Stelle Santiaguino do Monte ... und bin glücklich. Ich bin ganz alleine, setze mich auf die Steine und lasse diesen Camino so ein bisschen Revue passieren. Da gibt es eine ganze Menge, was ich mir noch einmal betrachte, schließlich bin ich seit fast vier Wochen unterwegs und morgen werde ich in Santiago ankommen. Ich würde ja jetzt sagen, endlich!, aber so ganz stimmt das nicht. Ja, ich habe Heimweh, ja, ich möchte nach Hause, ja, diese vier Wochen waren effektiv eine Woche zu viel für meinen Bauch, ja, ich will ankommen, ja, ich will heim ... aber da ist auch dieses Nein, das ich immer auf die letzten Kilometer kriege und das macht, dass mir die Beine immer schwerer werden und gar nicht mehr richtig laufen wollen, weil sie nicht wollen, dass der Camino zu Ende geht. Das krieg ich immer und ich bin immer wie hin- und hergerissen.

 

Irgendwann rappel ich mich wieder auf und gehe zurück, denn nun möchte ich noch den Stein sehen, an dem das Boot in der Bucht festgemacht haben soll - und dann muss ich doch mal lachen: Pilger wissen zumeist, dass er in der Kirche hinter dem Altar in einer Vertiefung steht, aber ein Herr, der ganz offensichtlich kein Tourist ist, ist doch ein bisschen verunsichert, weil ich da dekorativ in der Gegend herumknie. Dabei versuche ich nur, diesen Stein möglichst gut zu fotografieren - was man übrigens darf. Er schleicht erst ein Weilchen um mich herum, wie die Katze um den heißen Griesbrei, bis er meine Bemühungen merkt, näher kommt und neugierig ins Loch guckt.

 

So, damit habe ich alle Musses auf diesem Camino erledigt und kann ganz entspannt nach draußen gehen und gucken, wo ich eine Tasse Kaffee trinken kann. Für alle, die gerne mögen: Rechts von der Kirche an ihrem Vorplatz ist eine richtig nett gemachte Pilgerbar ... und zu meinem Kaffee bekomme ich auch gleich noch ein richtig nettes Stück Kuchen. Was will man mehr?